Dies ist ein VST Synth, den ich erst vor kurzem entdeckte, aber einige Leute sagen, daß ihn schon die alten Sumerer genutz haben um Musik zu machen. Scherz beiseite: Man sagt er wäre schon sehr alt. Wie konnte sich dieser Synthesizer meiner Aufmerksamkeit dermassen lange entziehen? Ich denke, der Grund steht im Titel dieses Postings. Der Oatmeal VST Synthesizer ist wohl der am meisten unterschätzte Synthesizer der Welt. Also sprechen nicht viele Leute darüber, und deshalb ist er mir wohl bisher nicht über den Weg gelaufen.
Oatmeal mit der Originalskin (Large Version) |
Gibt es einen Grund, von dem ich weiss, warum dieser Synthesizer dermassen unterschätzt wird? Ich denke schon. Der Oatmeal kommt mit einer Skin / einem GUI daher, welches hässlich zu nennen masslos untertrieben wäre. Die Farben sind grässlich und das GUI zeigt klar, daß dieser Synthesizer wohl antik ist, denn es schein für Bildschirme mit sehr niedriger Auflösung gemacht zu sein. Aus diesem Grunde werden die Drehregler und andere Bedienelemente auf heutigen hochauflösenden Bildschirmen sehr klein dargestellt. Aber es gibt eine Lösung für dieses Problem, welche bei Erstbenutzung des Oatmeal wahrscheinlich oft übersehen wird: Es gibt einen kleinen (besonders bei Benutzung der Standardskin ;)) Button mit der Aufschrift "Skin". Wenn man auf diesen klickt, ist es möglich eine andere Skin auszuwählen. Im Standardpaket von Oatmeal gibt es eine Skin namens "Large", welche das Auflösungsproblem sogar auf meinem 1680 x 1050 Bildschirm behebt. Jedoch bleiben die Farben so grässlich wie sie sind. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung: Es gibt viele von Nutzern erstellte Skins im Netz, welche dafür sorgen, daß Oatmeal hübsch anzusehen ist.
Das sieht schon SEHR viel besser aus! Oatmeal mit der Blueberry Skin |
Meines Erachtens die übersichtlichste Oatmeal Skin: SteelCut |
Also das ist es schon, das ich denke, weshalb Oatmeal unterbewertet wird? Könnte es noch etwas anderes geben weshalb Oatmeal gemieden wird? Ja! Oatmeals GUI besteht aus einer auf den ersten Blick unüberschaubarn Zahl an Knöpfen, Drehreglern und anderen Bedienelementen, die für den durchschnittlichen VST Benutzer nicht unbedingt selbsterklärend sind. Ok, Oatmeal kommt mit einer grossen Anzahl fertiger Presets daher und es gibt auch massig von Benutzern erstellte Presetbänke im Netz, aber wer will schon die ganze Zeit Presets nutzen? Viele wollen zumindest ein bischen etwas an den Sounds basteln, und eine solche Menge an Knöpfen und anderen Bedienelementen wie bei Oatmeal schrecken die meisten Benutzer einfach ab. Nicht mich, aber die meisten Nutzer mögen ihre VSTs lieber einfach und schnell verständlich.
Nun, das war jetzt eine Menge Negativität. Aber ich will damit lediglich versuchen zu erklären, warum dieser Synthesizer nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er, meines Erachtens, verdient. Ich würde nicht im Titel des Postings schreiben, daß dieser Synth unterbewertet wird, wäre ich nicht davon überzeugt, daß Oatmeal ein grossartiger VST Synthesizer mit Eigenschften ist, die ihn ganz klar aus der Masse all der anderen abhebt. Sobald man die Benutzeroberfläche ansatzweise verstanden hat, eröffnet sich eine komplett neue Welt der digitalen Soundsynthese. Ich habe ganze Abende nur mit dem drehen von Reglern, dem Drücken von Knöpfen und anderem verbracht. Ich bin von ganzem Herzen ein Klangschrauber und liebe komplexe Synthesizer, welche mir die Möglichkeit geben neue Klangwelten zu erkunden. Oatmeal ist exakt der Synthesizer für diese Arbeit. Und wo wir schonmal beim Thema sind, kommen wir zu der Sache, die ich am Oatmeal VST Synthesizer am meisten liebe: Der Zufallsfunktion! Ok, viele VST Plugins verfügen über die Möglichkeit, durch einen Klick alle oder bestimmte Parameter mit Zufallswerten belegen zu lassen. Die FL Studio DAW bringt dieses Feature für alle Plugins mit. Aber mal ehrlich: In den meisten Fällen sind die Resultate einfach unbenutzbar. Man muss den Zufallsknopf schon eine gehörige Anzahl Male klicken, ehe auch nur annähernd etwas Nützliches dabei rauskommt. Meistens sind die Ergebnisse grausam, oder es herrscht einfach Stille. Oatmeal ist hier völlig anders. Ich weiss nicht wie der Programmierer von Oatmeal diese Magie vollbracht hat, aber man bekommt sehr oft schon nach einmaligem Klicken des "Randomize" Buttons ein brauchbares Resultat, das, wenn überhaupt, nur noch ein wenig Feinarbeit braucht um ein vollwertiger neuer Sound zu sein. Im Durchschnitt braucht es beim Oatmeal 3-4 Klicks auf den "Randomize" Button bis ein brauchbarer Sound entsteht. Auf diese Art und Weise habe ich schon komplette Soundbänke erstellt. Man bekommt auf diesem Wege völlig neuartige, interessante und manchmal verblüffende Klänge. Ach, und wo wir schonmal bei der Zufallsfunktion sind: Oatmeal hat eine sehr lustige Funktion automatisch Namen für die durch Zufall erstellten Klänge zu vergeben. Es empfiehlt sich, den Statusbereich links unten im Auge zu behalten und man darf öfter mal richtig gut Lachen.
Qualität: Die Klangmöglichkeiten sind überwältigend. Da Oatmeal ein recht antiker Synthesizer zu sein schein, läuft er auch auf antiken Computern und verbraucht sehr wenig RAM und CPU Leistung. Mehrere Instanzen in einer DAW sind absolut kein Problem. Ich habe einen Track in Produktion, in dem 24 Oatmeal Instanzen parallel ohne Probleme laufen. Ich denke, das sagt alles. Das Plugin ist SEHR stabil. Es ist mir nie abgestürzt, eingefroren oder hat andere Probleme verursacht. Das Management der Presetbanken ist sehr leicht verständlich. Ich denke, das ist der Grund dafür, daß es dermassen viele von Nutzern erstellt Presetbanken für Oatmeal im Netz gibt.
Fazit: Oatmeal mag, besonders für den durchschnittlichen VST Nutzer und besonders beim Erstkontakt, hässlich und überwältigend kompliziert wirken. Aber die Hässlichkeit ist leicht durch eine Skin zu beheben und die Komplexität ist nur anfänglich ein Problem. Man gewöhnt sich dran. Für überzeugte Presetnutzer gibt es überhaupt keinen Grund sich mit der komplexen Oberfläche auseinander zu setzen. Es gibt UNMENGEN von Benutzern erstellte Presetbanken im Netz. Man kann Ewigkeiten damit verbringen alleine diese zu erkunden. Wer, wie ich, ein Knöpfchendreher und Soundschrauber ist, wird diesen Synthesizer einfach lieben. Der Oatmeal ist eine Bereicherung und eine grossartige neue Waffe in meinem Klangarsenal und ich kann nicht begreifen, daß es eine Zeit ohne ihn gab. Den muss man einfach haben!
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